20 Jahre Moosfreunde
Gedanken zur 20. Exkursion der Bayerischen Moosfreunde
Zwanzig Jahre sind vergangen, seit dem wir uns in Zwieslerwaldhaus trafen, um gemeinsam zu versuchen eine Rote Liste der Moose zu erstellen. Ingo Nuss hatte uns damals zusammengerufen, damit jeder über sein „Westentaschenrevier“ berichtet und die Gefährdungen der Arten beschreibt. Ludwig Meinunger hatte zu der Zeit schon mit der Deutschlandkartierung begonnen . Es war ein Vorschlag von unserem Moosfreund Bernhard Kaiser, sich jedes Jahr einmal Anfang Mai zu treffen, um gemeinsam auf Exkursion zu gehen. Das sollte geschehen und hat bis heute Bestand. Tabelle 1 zeigt einen Überblick über unsere Exkursionsziele der letzten 20 Jahre.
Als Bayerische Moosfreunde dürfen wir uns glücklich schätzen, dass es die Umstände zulassen, dass wir gemeinsam unserer geliebten Nebenbeschäftigung nachgehen können und uns in so einer „großen“ Runde austauschen und gegenseitig unterstützen können. Das ist nicht selbstverständlich. Wir kennen uns seit Jahren und arbeiten meist Hand in Hand. Das ist nicht überall so! Wie viele Spezialisten sind sich spinnefeind und gönnen dem Kollegen nicht das Krümelchen auf dem Teller. Diese Haltung ist aber überaus töricht, da die Beschäftigung mit den Kryptogamen eine sehr große und komplizierte Aufgabe darstellt, die keiner von uns alleine in seinem Kämmerchen bewältigen kann. Niemand wird es je leisten können, alles zu kartieren und alles zu bestimmen, ohne die Hilfe von Kollegen. Gemeinsam ist es aber möglich. Das hat der Moosatlas gezeigt. Die Seiten mit den Mitarbeitern sucht man in anderen Werken vergebens, wo „selbsternannte Herrgötter“ in unseriöser Art und Weise die Leistungen anderer negieren. Wir machen das anders!
Tab. 1: Überblick über die Exkursionsziele der Bayerischen Moosfreunde
1994 Zwiesler Waldhaus (Roten Liste Moose Bayerns) 29.4.-1.5.1995 Nürnberger Reichswald 27.-28.04.1996 Veldensteiner Forst 26.4.-27.4.1997 Mittlere Frankenalb um Velburg 01.-02.05.1998 Steigerwald 17.-18.04.1999 Fränkisches Schichtstufenland 06.-07.05.2000 Nördliche Frankenalb 05.-06.05.2001 Frankenalb um Hersbruck 04.-05.05.2002 Südrhön 16.-18.05.2003 Nördliche Oberpfalz 30.04.-02.05.2004 Bruchia-Exkursion nach Nittenau 09.-10.04.2005 Gipshügel in Unter- und Mittelfranken 06.-07.05.2006 Spessart 27.-29.04.2007 Bayerische Rhön 02.-04.05.2008 Ludwigsstadt 01.-03.05.2009 Pleystein 30.04.-02.05.2010 Ostheim vor der Rhön 06.-08.05.2011 Nördlingen 04.-06.05.2012 Allgäuer Alpen 03.-05.05.2013 Bischofsgrün 02.-04.05.2014 Tännesberg
Ich freue mich seit fast 10 Jahren meinen Beitrag dazu leisten zu können, dass wir uns treffen und gemeinsam über die Verbreitung der Moose und Flechten in Bayern neue detaillierte Kenntnissen sammeln und über unsere Internetseiten der Öffentlichkeit darstellen können. In diesem Jahr waren 452 Datensätze, die wird zusammengetragen haben. Naturschutz wird immer mehr von Verwaltungen und Verwaltungsangestellten betrieben, denen der Hintergrund zu den Spezial- gruppen fehlt, was nicht verwundert. Der oft bemängelte Kompetenzverlust hat eine neue Dimension erlangt. Wir haben es heute nicht mehr nur mit Kindern (Schülern, Studenten ...) zu tun, die keine Arten mehr kennen, nein, ein Teil meiner Schüler haben in diesem Frühjahr nicht einmalAbb. 2: Die Moosfreunde 1995 im Schwarzachtal bei Altdorf (v. l. n. r.: I. Nuss, B. Kaiser, U. Beyerlein, L. Meinunger, K. v. d. Dunck, W. Schröder, R. Lübenau-Nestle, E. Hertel; Foto: O. Dürhammer) mehr wahrgenommen, dass „Blumen und Bäume“ geblüht haben! Diese Generation wird einmal darüber entscheiden, was zu schützen ist und was nicht. Unsere Gruppe leistet einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zum fachlich fundierten Grundlagennaturschutz. Deshalb möchte ich auch in Zukunft versuchen, eng mit den Behörden zusammen zu arbeiten, damit wir evtl. den einen oder anderen kryptogamenreichen Standort schützen (lassen) können. Ich hoffe, dass die Zusammenarbeit mit dem LfU in Augsburg auch weiter so gut funktioniert. Hier können sich immer noch die anderen Bundesländer etwas abschauen (in Thüringen läuft es auch sehr gut!).
Ich bedanke mich bei allen, die z. T. lange Anreisewege in Kauf genommen haben, um zu uns zu stoßen. Die Verbindung mit den anderen Bundesländern ist mir sehr wichtig. In diesem Jahr war es ein Treffen mit Vertretern aus Sachsen, Thüringen, Baden-Württemberg und uns Bayern. Meine Traumvorstellung wäre, dass es solche Aktivitäten in jedem Bundesland gäbe (unterstützt von den dortigen Umweltbehörden), die alle gemeinsam auf www.moose-deutschland.de und www.flechten- deutschland.de ihre Ergebnisse in der Zusammenschau mit allen erhobenen Daten darstellen. Wir sollten nicht versuchen das Rad ständig neu zu erfinden. Einige Gruppen planen eigene Internetauftritte. Das Geld könnte man besser verwenden – z. B. um neue Daten zu digitalisieren, Herbarien auszuwerten, oder die bestehende Internetseite zu verbessern. Ein Traum?
Unser verstorbener Kollege Jan-Peter Frahm sagte auf dem Treffen 2013 zu mir: „Mach so weiter, vielleicht gelingt es dir „den Haufen zu einen“, was mir mein Leben lang nicht gelungen ist“. Es wäre auch sein Traum gewesen. Ähnliche Worte fand auch Ruprecht Düll, den ich in diesem Jahr vor unserem Treffen besuchte. Lasst uns versuchen an einem Strang zu ziehen! Auf die nächsten 20 Jahre Kryptogamenforschung in Bayern.
Ihr, euer Oliver Dürhammer